Once again, with feeling
Sonntag, 22.30 Uhr. Ich sitze in einem von scheinbar unzähligen Warteräumen, rechts von mir dröhnen 90er Hits aus den Boxen über der Bar, wo wenig Kaffee in kleinen Bechern zu großen Preisen verkauft wird. Einige rotgesichtige Männer in den besten Jahren exen noch schnell das ein oder andere Pils und ich frage mich, wie sehr ein Flugzeug einem Luxusdampfer ähneln kann. An der Fensterscheibe perlt feuchte Luft, dahinter steht ein zweistöckiges Ungetüm, dem man das Fliegen im ersten Moment eben so wenig zutraut, wie einer Hummel. An den Assoziationen, die mich überfluten, merke ich, dass ich mehr schlafen und mehr reisen muss. Man wird ängstlich und bequem.
Im Flugzeug schreit ein Baby periodisch, von vorne knallt mir ein Sitz gegen die Knie, ich verbrenne mir die Zunge an einer verkochten Stange Spargel und ich denke: Gut, wieder unterwegs zu sein.
Schon morgens um 11 schwitze ich in der Jeans, erscheinen 0 Grad plötzlich unrealistisch, erscheint der Rucksackinhalt widersinnig und jeder Wollpullover wie ein Anachronismus. Ich stolpere in der Empfangshalle herum und komme vor Müdigkeit nicht dazu, mich zu erkundigen, warum genau jeder Einreisende von zurechtgemachten Damen in schicken, caramellfarbenen Kleidern einen Likör hinterher getragen bekommt.
Monique umarmt mich wie eine alte Bekannte, wir fahren durch die Stadt, die geschäftig ist, sandfarben, braun und grün. Ein mobiler Barbier, Zigarettenverkäufer, heruntergekommene, alte Gebäude, Wolkenkratzer. Ein bisschen, als hätte man die australische Ostküste gemischt mit einem Spritzer Kairo, einem Schluck Europa und einem Schuss Farbe.
Das Haus ist labyrinthisch, warm. Im Garten schreien Vögel. Der Kater Ginger umschmeichelt mich wie einen Strauch Katzenminze, bedeckt mich über und über mit roten Flusen. Überall sind Menschen, einige kommen, andere gehen, manche sieht man nicht. Ein paar wohnen hier für Jahre, andere nur ein paar Tage. Für alle ist Platz.
Über dem Haus liegt eine Glocke aus Frieden und Freundlichkeit und selbst ein leeres Zimmer kann zu Hause sein. Durch die geöffneten Fenster zwängt sich der rote Kater mit Eleganz, die Grillen spielen unisono. Das Tor braucht eine Fernbedienung und wenn nachts ein Auto fährt, dann horcht man.
Alles wirkt freundlich und friedlich und kontrastiert mit der gesichtslosen Gefahr. Wie das unbekannte Monster aus dem Kleiderschrank, kann man sie einfach nicht finden. Spazierengehen, denkt man, und weiß nicht, denn Stacheldraht und Alarmanlagen sind kein Scherz. Und trotzdem ist überall Lachen und Leben. Vielleicht bringt man Lebensfreude und Alltag nicht zusammen mit Raubüberfall und Mord.
Im Minibus fährt ein lachender und unentwegt redender Fahrer über Stock und Stein. Wir verstehen zwar kein Wort, aber wir lachen trotzdem. Mein Mitbewohner und Beifahrer M. muss das Wechselgeld auf die Scheine herausgeben, die ihm Passagiere von hinten anreichen, was zu ständiger Verwirrung führt. Über Umwege gelangen wir zurück auf die Hauptstraße. Der Fahrer feixt - er hat die Polizeikontrollen erfolgreich umfahren. Wir passieren andere, überladene Kleinbusse, die angehalten worden sind und am Straßenrand parken.
Ich steige gegenüber dem riesiegen Hochhaus aus, dass mir als Orientierungspunkt dient und hänge grübelnd über meiner Straßenkarte. Die Fußgänger hier scheinen keine guten Kartenleser zu sein, aber immerhin - sie zeigen nicht in irgendeine Richtung sondern schauen genau so ratlos, wie sie sind. Die Sonne steht hoch und mir ist schwindelig, wie ich etwas ratlos durch die Straßen schlendere und nach Schildern Ausschau halte. Mir drängt sich die Frage auf, wie klug es ist, hier herum zu laufen. Ich beobachte die Studenten, die ganz in der Nähe in Richtung Universität trotten. Wahrscheinlich ist es niemandem möglich, mehr wie ein dummer Tourist auszusehen, als ich mit meiner Fragerei und den losen Straßenkarten-Kopien in den Händen. Und es passiert - überhaupt nichts. Ich gehe arbeiten, ich sitze im Büro, ich recherchiere und konferiere.
Nachmittags verdunkelt sich der Himmel und es frischt auf. Es blitzt und gießt und als ich später ratlos auf dem Parkplatz stehe, dämmert es mir, wie schwierig es ist, hier ohne Auto zu leben. Dieses Gefühl, von überaus freundlichen Menschen umgeben zu sein, von atemberaubend schöner Natur, in herrlichem Klima und doch immer das Unerwartete zu erwarten und zu fürchten, das ist skurril und nicht angenehm. So stehe ich in der Dämmerung auf einem eingezäunten Parkplatz unter Grünpflanzen und warte auf ein Taxi, weil ich nicht weiß was passiert, wenn ich bis zur Hauptstraße laufe. Wahrscheinlich passiert nichts. Genau dieses "wahrscheinlich" ist das Problem.
Wir kochen und reden und diskutieren über dieses Gefühl, dass man festsitzt. Dass man nicht losgehen kann, um eine Tüte Chips zu kaufen. Zumindest nicht ohne Auto. Daran muss ich mich erst gewöhnen.
Im Flugzeug schreit ein Baby periodisch, von vorne knallt mir ein Sitz gegen die Knie, ich verbrenne mir die Zunge an einer verkochten Stange Spargel und ich denke: Gut, wieder unterwegs zu sein.
Schon morgens um 11 schwitze ich in der Jeans, erscheinen 0 Grad plötzlich unrealistisch, erscheint der Rucksackinhalt widersinnig und jeder Wollpullover wie ein Anachronismus. Ich stolpere in der Empfangshalle herum und komme vor Müdigkeit nicht dazu, mich zu erkundigen, warum genau jeder Einreisende von zurechtgemachten Damen in schicken, caramellfarbenen Kleidern einen Likör hinterher getragen bekommt.
Monique umarmt mich wie eine alte Bekannte, wir fahren durch die Stadt, die geschäftig ist, sandfarben, braun und grün. Ein mobiler Barbier, Zigarettenverkäufer, heruntergekommene, alte Gebäude, Wolkenkratzer. Ein bisschen, als hätte man die australische Ostküste gemischt mit einem Spritzer Kairo, einem Schluck Europa und einem Schuss Farbe.
Das Haus ist labyrinthisch, warm. Im Garten schreien Vögel. Der Kater Ginger umschmeichelt mich wie einen Strauch Katzenminze, bedeckt mich über und über mit roten Flusen. Überall sind Menschen, einige kommen, andere gehen, manche sieht man nicht. Ein paar wohnen hier für Jahre, andere nur ein paar Tage. Für alle ist Platz.
Über dem Haus liegt eine Glocke aus Frieden und Freundlichkeit und selbst ein leeres Zimmer kann zu Hause sein. Durch die geöffneten Fenster zwängt sich der rote Kater mit Eleganz, die Grillen spielen unisono. Das Tor braucht eine Fernbedienung und wenn nachts ein Auto fährt, dann horcht man.
Alles wirkt freundlich und friedlich und kontrastiert mit der gesichtslosen Gefahr. Wie das unbekannte Monster aus dem Kleiderschrank, kann man sie einfach nicht finden. Spazierengehen, denkt man, und weiß nicht, denn Stacheldraht und Alarmanlagen sind kein Scherz. Und trotzdem ist überall Lachen und Leben. Vielleicht bringt man Lebensfreude und Alltag nicht zusammen mit Raubüberfall und Mord.
Im Minibus fährt ein lachender und unentwegt redender Fahrer über Stock und Stein. Wir verstehen zwar kein Wort, aber wir lachen trotzdem. Mein Mitbewohner und Beifahrer M. muss das Wechselgeld auf die Scheine herausgeben, die ihm Passagiere von hinten anreichen, was zu ständiger Verwirrung führt. Über Umwege gelangen wir zurück auf die Hauptstraße. Der Fahrer feixt - er hat die Polizeikontrollen erfolgreich umfahren. Wir passieren andere, überladene Kleinbusse, die angehalten worden sind und am Straßenrand parken.
Ich steige gegenüber dem riesiegen Hochhaus aus, dass mir als Orientierungspunkt dient und hänge grübelnd über meiner Straßenkarte. Die Fußgänger hier scheinen keine guten Kartenleser zu sein, aber immerhin - sie zeigen nicht in irgendeine Richtung sondern schauen genau so ratlos, wie sie sind. Die Sonne steht hoch und mir ist schwindelig, wie ich etwas ratlos durch die Straßen schlendere und nach Schildern Ausschau halte. Mir drängt sich die Frage auf, wie klug es ist, hier herum zu laufen. Ich beobachte die Studenten, die ganz in der Nähe in Richtung Universität trotten. Wahrscheinlich ist es niemandem möglich, mehr wie ein dummer Tourist auszusehen, als ich mit meiner Fragerei und den losen Straßenkarten-Kopien in den Händen. Und es passiert - überhaupt nichts. Ich gehe arbeiten, ich sitze im Büro, ich recherchiere und konferiere.
Nachmittags verdunkelt sich der Himmel und es frischt auf. Es blitzt und gießt und als ich später ratlos auf dem Parkplatz stehe, dämmert es mir, wie schwierig es ist, hier ohne Auto zu leben. Dieses Gefühl, von überaus freundlichen Menschen umgeben zu sein, von atemberaubend schöner Natur, in herrlichem Klima und doch immer das Unerwartete zu erwarten und zu fürchten, das ist skurril und nicht angenehm. So stehe ich in der Dämmerung auf einem eingezäunten Parkplatz unter Grünpflanzen und warte auf ein Taxi, weil ich nicht weiß was passiert, wenn ich bis zur Hauptstraße laufe. Wahrscheinlich passiert nichts. Genau dieses "wahrscheinlich" ist das Problem.
Wir kochen und reden und diskutieren über dieses Gefühl, dass man festsitzt. Dass man nicht losgehen kann, um eine Tüte Chips zu kaufen. Zumindest nicht ohne Auto. Daran muss ich mich erst gewöhnen.
la lune qui brille - 2. Feb, 00:21
Auch da
meine Fragen haben sich hiermit ja erledigt :)
Da ich nicht mehr wusste, wie mein alter Nutzername lautet, habe ich mich mal neu angemeldet, ist ja egal.
Lg,
Tobi