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Dinge, die hier nicht funktionieren - darüber musste ich die letzten Tage einige Male nachdenken.
Alberne Zufälle, wie etwa die Funktionsunttätigkeit meiner Schlüssel (Bürotürschlüssel dreht im Schloss durch - bietet sich besonders an, wenn man Sonnatg nacht alleine im Büro ist und jedes Mal, wenn man rausgegangen ist, befürchten muss, nicht mehr reinzukommen), meine Zimmertür, die sich von außen öffnen und schließen lässt, von innen aber nicht mehr aufgeht, so dass man sich durch Klopfzeichen Aufmerksamkeit verschaffen muss.
Aber auch ganz allgemeine Dinge, wie schnell einen Liter Milch kaufen gehen, abends eine Tüte Chips besorgen. Ohne Auto von einem Ort zum anderen kommen. Ich bin hier so wenig mobil wie in meinem ganzen Leben noch nicht. Das ist einem quasi nichtexistenten Nahverkehr zu verdanken (oder zumindest habe ich den bislang nicht durchschaut), aber auch den Sicherheitsproblemen, die nicht immer offensichtlich, aber eben doch vorhanden sind. Man denkt anders, in so einer Stadt. Man verhält sich nicht anders, oder zumindest kaum, aber man denkt anders. Das äußer sich in Kleinigkeiten wie dem Verschließen der Autotüren, man fährt nicht mit offenem Fenster. Man wird ein bisschen nervös, wenn es dämmert. Dann werden die Leute auf der Straße eilig, man selbst im Büro und an der Hauptsraße stehend - unruhig. Albern irgendwie, als ob, sobald die Sonne untergegangen ist, der böse schwarze Mann aus dem Gebüsch spränge. Und doch sind die Straßen nachts wie ausgestorben, friedlich fast, in dieser samtigen Sommerluft, mit aufdringlichen Grillen und üppigem Gewächs, leisem Rauschen in den Blättern.
Diese gesteigerte Aufmerksamkeit, diese Umsicht der Menschen hier, ist meistens kaum wahrnehmbar. Und dann ist es umso merkwürdiger, wenn sie plötzlich artikuliert wird. Bei einem Dreh im Township etwa, wo man an einer schönen Einstellung vorbei fährt, es lieber sein lässt, weil man im Rückspiegel gesehen hat, dass einige Männer versteckt im Hof sitzen. Männer, die alle Waffen haben, wie mein Kollege sagt. Das sieht man nicht, das bekommt man nicht mit. Es steckt kein Plan dahinter, kein organisiertes Verhalten. Es geht um Gelegenheiten. Und drei Menschen mit teurem Equipment, das leichte Beute ist in so einer Nebenstraße, das ist eine Gelegenheit.
...und plötzlich ist es doch wieder ein Text über Sicherheit. Das ärgert mich ehrlich gesagt, denn dieses Bild, das wir haben, das ist ein Zerrbild, das nichts zu tun hat, mit den Menschen hier, mit dem Land. Es ist nur ein Teilaspekt, der aufgebauscht wird und verwandelt in ein Cliché, das plötzlich eine ganze Gesellschaft definieren soll. Das ist Unsinn. Genau so wie es Unsinn ist, seine ganze Aufmerksamkeit zu konzentrieren auf das, was passieren könnnte. Die Menschen hier leben einfach, etwas umsichtiger als wir in Europa, ja, aber es ist im Grunde doch das gleiche Leben. Man trifft Freunde, man geht abends in die Stadt, trifft sich in Bars, geht essen und tanzen, man singt im Chor und besucht Konzerte. Je mehr ich sehe, desto mehr bin ich genervt von all diesem Vorurteilen, dass sich Schwarze und Weiße hier nicht mischen würden, dass sich reiche, weiße und rassistische Postkolonialisten hinter meterhohen Elektrozäunen verschanzen um sich dort von unterdrückten schwarzen Hausangestellten Champagner servieren zu lassen. Das ist nicht, was ich hier elerbe. Und es ist schade, dass man vor jeder Reise wieder auf die gleichen Dinge hereinfällt. Du kannst nicht und es geht nicht und du wirst und bist du sicher und hast du keine Angst. Memo an mich selbst: nicht mehr hinhören.

Nora reist

6 Monate Indien + 2 Monate Südafrika

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