Samstag, 2. Dezember 2006

Over the moon

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Es hat sich doppelt und dreifach und fuenffach gelohnt, die Fahrt hierher. "Pondicherry ist ein toter Ort, du kannst ja danach hierher zurueck kommen, nach Kovalam" - und das sagte ausgerechnet ein Franzose zu mir (oder vielleicht gerade)! Dies hier ist ein kleines Frankreich in Indien - nein! Eine Fusion aus Frankreich und Indien; schoene, bunt angestrichene Haeuser mit kleinen Balkonen und Fensterlaeden, wie in einem Dorf in Suedfrankreich, gepaart mit dem ueblichen Verkehrslaerm, dem Geschrei, der typisch-indischen Aufregung. Aber zugleich ist alles etwas sanfter, etwas freundlicher, etwas ruhiger und etwas sauberer (doch ja, auch hier machen die Leute wie allerorts in Indien mitten auf die Strasse, wie ich heute und gestern schon mehrmals miterleben durfte, aber den positiven Gesamteindruck truebt das nicht im Geringsten). Es ist einfach - anders.

Doch first comes first, erstmal ein paar Bilder der letzten Tage aus Kovalam...

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Verwinkelte Gassen hinter der Hotel/Strandmeile

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Mein Strandstammplatz der letzten Woche, in meinem Kopf nun vermutlich auf ewig verknuepft mit Gespraechen wie : "Papaya, Mango..." "No thanks" "Pineapple, Banana..." "NO, thanks" "Coconut oil, madam" "NO! THANKS!" "fruit salad" "NO!!! NOTHING!!! THANKS!!!"

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Das Meer, vom Leuchtturm hinunter fotografiert.

Dann die bereits erwaehnte Bustortur, gestern dann nicht viel ausser Schlaf und Schwindelgefuehl. Heute morgen war ich mehr oder minder bereit zu neuen Taten und schlenderte nach dem Fruehstueck durch die sonnigen Gassen, vorbei an diesem Tempel, nur einige Strassen von meinem Hotel entfernt.





Seiltanzvorfuehrung, mitten auf der Hauptstrasse und mehr oder weniger voellig unbeachtet vom vorbei rasenden Verkehr.



"Typischer" Shop (Zigaretten, Kautabak, Suessigkeiten..)

Dann gings hinunter zur Meerespromenade. Karg, grobe Steine, viel Asphalt und ein wuetendes Meer nebst einem steinernen (?), gigantischen Ghandi.



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Schlafende Schuhputzer

Ich lief weiter zum Museum, vorbei an einem kleinen Park, wo der Akku meiner Kamera beschloss, den Geist aufzugeben. Gerademal 10min hatte ich mir die Ausstellungsstuecke im Museum angesehen (alte Muenzen, Goetterfiguren, Rickshaws aus grauer Vorzeit, die damals noch angeschoben wurden...), warf man mich zur Mittagspause raus. Da ich mich aber ohnehin nicht besonders gut fuehlte, kam mir das fast gelegen.

..Aber es gibt soviel zu sehen und zu tun, in dieser Stadt! Zeichenstunden, indischer Gesang, der botanische Garten! Was koennte frustrierender sein, als gerade genug Zeit zu haben, aber einfach nicht die Kraft?? Die Erkaeltung manifestiert sich nun in Form von heftigem Husten, endlos tropfender Nase und allgemeiner Schwaeche und ich versuche mich nicht zu aergern. Nunja.

Aber das Beste sollte noch kommen: ich war ja schon gespannt auf Auroville, wusste aber nicht recht, was ich mir wohl darunter vorstelle sollte. Auf dem Weg dorthin in der Rickshaw packte mich schon eine Art freudige Erwartung - es ging ueber Stock und Stein durch ein scheinbar endloses Gruen; vorbei an kleinen Doerfern, winkenden Kindern und laechelnden Frauen...



Kaum beim Visitor Center angekommen, war ich allerdings schon genervt von dem Massenansturm an, hauptsaechlich indischen, Touristen. Dank koerperlichem Schwaechegefuehl und der damit verbundenen, empfundenen Verwundbarkeit, war ich an das Gefuehl auf der Rueckbank des Busses erinnert, wollte nur allein diese sich durch den Wald windenen Sandpfade gehen und konnte nicht, weil laermende Gruppen sich an mir vorbei draengelten, sich zu mir setzten, wenn ich versuchte, sie vorbei gehen zu lassen, mir ueber die Schulter glotzten, wenn ich Tagebuch schrieb - wie Affen. oder bin ich der Affe im Zoo, fragte ich mich, die Zaehne zusammen beissend. Etwa 10min Fussmarsch waren das, dann erreichte ich die Hauptattraktion der Aussteigerkommune: Das Matrimandir.
Ein Gebaeude, das - so beschreibt es der Lonely Planet zurecht - tatsaechlich aussieht wie ein gigantischer, goldener Golfball. Betrachten konnte man es sich allerdings nur aus der Ferne und gezwungenermassen umringt von laermenden Touristengruppen, die, neben dem "Silence Please" Schild, mit ihrem Muell umsich warfen...



Etwas ernuechtert quatschte ich drei aeltere Damen neben mir an und fragte nebenher nach einem Hotel in Auroville. Das resultierte darin, dass ich doch noch bekam, was ich gewollt hatte: einen ruhigen Fussmarsch ueber diverse Waldwege, immer wieder jedoch ueberholt von Motorrad- und Fahrradfahrern. Und ich sah meine erste indische Schlange, gigantisch noch dazu, und erschreckte mich entsprechend, als diese, ca 10m entfernt von dem Punkt, an dem ich barfuss stand und Fotos machte, lautlos ueber den Weg glitt und im Dickicht verschwand.



Noch jemand, der mir im Wald begegnete...

Schliesslich fand ich das empfohlene Hotel, gut versteckt in ueppiger Vegetation, unheimlich huebsch und zauberhaft ruhig, mitten im Wald, so scheint es, und doch nicht weit weg von der "Zivilisation". Ich liess mir das Zimmer zeigen, das ausgerechnet fuer exakt eine Woche frei ist, sagte, ich ueberlege es mir und wuerde heute abend per Email meine Entscheidung mitteilen, und wusste doch schon, dass ich es nehmen wuerde.

Morgen ziehe ich fuer eine Woche nach Auroville, bekomme ein Fahrrad gestellt und habe hoffentlich die Ruhe, nach der ich mich seit 4 Monaten sehne (was nicht heissen soll, dass ich meinen Aufenthalt in Indien nicht ueber die Massen geniesse, wie aufgefallen sein sollte).



Strasse in Pondicherry in der Daemmerung

Dann gehts auch schon "heim", nach Bhopal - und ich kann mich wieder richtig darauf freuen! Denn nicht nur war ich lange unterwegs, nein, mir wird auch noch ein unerwartetes Geburtstagsgeschenk gemacht. Ich kann und will nicht naeher darauf eingehen, aber die unsagbare Erleichterung, die ich empfinde, und die mich laechelnd ins Heim zurueckkehren lassen wird, ist so praesent, dass mir jetzt erst auffaellt, wie gross die Belastung, die nun von mir abfaellt, tatsaechlich gewesen ist.

Nora reist

6 Monate Indien + 2 Monate Südafrika

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