Dienstag, 8. Mai 2007

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03.05.07

Bei mehr als 45 Grad schleife ich mich und meine ca 12kg Gepäck durch Pushkars Gassen. Eine unbarmherzige Sonne brennt vom Himmel, die Straßen sind beinahe menschenleer. Ich bin der einzige Gast in dem Hotel, in dem ich ein karges Zimmer beziehe - nur glücklich keinen Schritt mehr tun zu müssen.
Am nächsten Tag bliebe ich 4h lang in einem Restaurant kleben. Ab 11 steigen die Temperaturen kontinuuierlich, ab 1 kann man keinen Schritt mehr ins Freie wagen. Nicht einmal die sonst so aufdringlichen Priester versuchen, eine Spende zu erpressen.
Der Besitzer meines Hotels, gesprächig und freundlich, eröffnet mir, dass er und seine Söhne morgen nach Rishikesh fahren werden, weil es dort nicht so heiß ist.
Mir fehlen die Worte.

05.05.07

Ich gebe auf.
Im Bus nach Jaipur, wartend auf die Abfahrt.

Während ein Rajasthani in einem bemerkenswerten Singsang die Vorteile eines manuellem Limettenentsafters demonstriert, läuft mir der Schweiß in die Augen. Um zehn war ich durch Pushkars Straßen getrottet, nachdem mir ein Kellner nach eingängigen Fragen nach meinem potentiellen husband beim Händeschütteln fast die Hand gebrochen hat.
Der Bus nach Ajmer ist zum Bersten voll und wie immer ergattere ich einen Platz neben dem Fahrer - und somit halb auf dem Motor.
Während meine Zehen braten und ich mein brennendes Gesicht ignoriere, schlängelt sich der Bus durch serpentinenreiche, leidlich asphaltierte Straßen. Gerade als ich über Busunfälle nachdenke, die sich hier - so meine ich gehört zu haben - desöfteren ereignen, taucht ein verbeultes, leeres Exemplar hinter der nächsten Kurve auf, das gerade von einem Traktor abgeschleppt wird.

In Ajmer ankommend betrachte ich meine inzwischen sonderbar stechenden Zehen, die, feuerrot, an australisches Steack erinnern: halb gar.
Die Inder nehmen alles - wie immer - mit Gleichmut. ich bemühe mich, mich anzupassen.

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Im Vorbeigehen freue ich mich über das zerfurchte, dunkle Gesicht eines Rajasthanis. Ich kann nie schätzen, wie alt diese Menschen eigentlich sind. Jeder Ausdruck von Emotion hat sich in sein Gesicht eingegraben. Ich mag den Gedanken.

Nach einer halben Stunde Busfahrt Richtung Jaipur gibt der Motor den Geist auf. Wir stehen irgendwo im nirgendwo in der flirrenden Mittagshitze.

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4h später, Jaipur.
Ich laufe durch einen leichten Nieselregen, Seitenstraßen. Während ich fotografiere attackiert mich eine Hündin.

06.05.07

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Der Citypalace. Gewänder des Maharajhas, Teppiche, Waffen. Waffen in allen Variationen, fein verzierte Dolchgriffe aus Jade in den ehemaligen Gemächern der Rani. Lärmende indische Touristengruppen, deutsche Touristen. Ein ca 60jähriger Deutscher in einem Harry Potter T-Shirt. Ich flüchte.

2h später, Jantar Mantar

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Bizarre astronomische Gerätschaften in einer parkartigen Anlage. Ich werde von guides verfolgt und sprinte eines dieser Gebilde hinauf. Von oben betrachtet wirken die Sonnenuhren noch sonderbarer.

6h später

Ich treffe zwei Engländerinnen und einen Franzosen. Wir fahren zum Monkey Temple, wo sich eine Horde Affen um unsere Erdnüsse balgt. Lucky, unser Fahrer, singt und tanzt - soweit im Sitzen möglich - zu Shakira, die aus den Rickshawboxen dröhnt.

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Wir betrachten den Sonnenuntergang über dem Armenviertel.

07.05.07

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Der Franzose und ich fahren zum Amber Fort.
Nach einem schweisstreibenden Aufstieg die Belohnung: ein Blick über die weite Landschaft. Das Fort ist niemals eingenommen worden - aus gutem Grund. Der ehemalige Palastgraben ist fast ausgetrocknet, zahlreiche Elefanten laufen gemächlich durch die Anlage. Die reichverzierten Mauern lassen Bilder entstehen, wie es hier einmal ausgesehen haben könnte. Kunstvolle Wandmalereien und labyrinthische Gänge winden sich durch das Fort. Kleine Balkone geben den Blick über die Berge und umliegende Gebäude frei. Die Wände sind mit ungeschickten Kritzeleien übersät, Herzen umrahmen die Namen von Päarchen auf uralten Wänden, von denen der Putz bröckelt. Ich bin entsetzt.

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Ca 4h später sitze ich in einem Bus nach Delhi und werde mehrfach belästigt, bis ich meinen Nebenmann anschreie, der es an seiner Station sehr eilig hat auszusteigen und seine Reisetasche vergisst. Ca 6h später stehe ich an der Autobahn, ein Stückchen außerhalb der Stadt. Ca 20 Rickshawfahrer scharen sich um mich, aber antworten nicht auf meine Anfragen, reagieren nicht, schauen nur. Das Prepaid Office behauptet, es seien keine Taxis available. Ein Rickshawfahrer fragt mich, was mein Problem sei, warum ich mich so aufrege. Endlich findet sich ein Dummer, der bereit ist mich zu fahren, aber alle paar Sekunden anhält, um einen anderen zu überreden, womit er kein Glück hat. Wir irren durch die Straßen, der Fahrer spricht kein Wort Englisch und redet auf Hindi eindringlich auf mich ein.

Das Schöne an Indien : man kommt immer an. Irgendwann.

(heute nacht nach Haridwar)

Nora reist

6 Monate Indien + 2 Monate Südafrika

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