Delhi, Tag 1.2

In Frankfurt war noch alles gut; wir waren zwar im falschen Terminal und die Airlines konnten sich nicht recht einigen, zu welchem Schalter ich denn nun eigentlich gehen müsste und nach ewigem Rumgeirre ging mir das irgendwann tierisch auf die Nerven, aber irgendwie klappte eben doch alles. Lufthansa dann hatte aus irgendeinem Grund nicht vermerkt, dass ich Vegetarier bin, und somit musste ich mich mit einem dieser trockenen Flugzeugbrötchen und ein paar Salatschnipseln zufrieden geben. Den späteren Snack verschlief ich. Spätestens in Katar hatte ich wahnsinnigen Hunger, aber auch dort war nichts zu machen.

Ich stolpere müde durch glitzernde Dutyfreegeschäfte, schwarze Augen folgen mir auf Schritt und Tritt. Wie in Indien überwiegen männliche Reisende die weiblichen bei Weitem. Ich beobachte Paare: Männer in Hawaiihemden und Baggyhosen, Sonnebrillen und Gelfrisuren, neben ihnen Frauen, die sich als Gerspenster verkleiden. Schwarze Gewänder, die bis zum Fußboden reichen, unförmig, fast schwebend, jegliche Kontur verschleiert. Aus schmalen Sehschlitzen blicken mir riesige schwarze Augen entgegen, die sich gleich wieder zu Boden richten. Ich weiß unverzüglich, dass die arabischen Emirate, Saudiarabien und Katar von der allein-zu-bereisende-Länder-Liste gestrichen sind. Draußen sieht man fast nichts als Wüste, Staub und die Farbe gelb. Vereinzelt eine Palme. Auf dem Flughafen ist das Fotografieren verboten. Ich frage mich, warum.

Nachdem ich in den 5,5h in Doha beinahe, der Klimaanlage sei Dank, erfroren bin und mich ausreichend darüber geärgert hatte, dass man ohne Katarwährung bzw US Dollar nicht mal einen Kaffee bekam, dafür aber auch kein einziger Geldautomat funktionierte, ging es gegen halb zwölf endlich nach Delhi. Ich schlief sofort ein und erwachte exakt in dem Moment, als gerade alle anderen ihr Essen bekommen hatten und fröhlich vor sich hin schmatzten.

Als wir dann endlich landen, ist mir doch etwas wackelig zu Mute. Warum genau man einen Zettel mit allerlei persönlichen Daten ausfüllen muss, wenn man nach Indien einreist, obwohl diesen eigentlich niemand irgendwie zu beachten scheint, ist mir - genau wie beim letzten Mal - irgendwie unklar.

Eine halbe Stunde lang bin ich fest überzeugt, dass mein Rucksack verloren gegangen ist -bis dieser auf dem Förderband vor mir auftaucht. Ich kaufe einen Kaffee und indische Zigaretten. Der Verkäufer drückt mir eine kleine Rolle Pfefferminzbonbons in die Hand. Als ich ihn daraufhin fragend ansehe, zuckt er nur die Achseln und sagt, er habe "no change". Wäre ich nicht so müde, würde ich wesentlich lauter lachen.

Kaum bin ich draußen, schon werde ich von Taxifahrern belagert. Ich lasse mir Zeit, trinke Kaffee und freue mich über angenehmes Klima. Leider wird es nicht so bleiben, denn bedauerlicherweise ist es 6Uhr morgens. Wie immer gilt die Fahrer-Faustregel, wer mir sympathisch ist, versucht mich abzuzocken. So ist es dann auch.

Bei Eva angekommen gibt es Kaffee, wenn ich aufstehe, wird mir schwarz vor Augen. Draußen klingelts, hupts, schreits und lärmts und vorallem: stinkts wie eh und je. Gegen 12 ist die 40 Grad Marke erreicht, das Thermometer klettert bis auf 43 Grad.

Eine halbe Stunde Lajpat Nagar und wir fühlen uns, als hätten wir die Welt zu Fuß umrundet. Als bewegt sich verlangsamt, die Luft brennt beinahe auf der Haut und verwandelt mich in den Stereotypen des rotgesichtigen Europäers.

Abends sehen wir ein indisches Theaterstück. Die Klimaanlage bestätigt eine beginnende Erkältung. Der ständige Wechsel drinnen-draußen, 40Grad-10 Grad lässt mich mich erneut wundern, warum hier nicht ständig alle krank sind.

Eine traditionelle Alte wirft uns böse Blicke zu, weil wir rauchen.

Zu Hause angekommen kann ich bis halb vier nicht einschlafen. Die Wohung ist stickig und heiß und die Ventilatoren bewirken nichts als die minimale Zirkulation heißer Luft.

Ich bin immer noch nicht aufgeregt. Es ist wie nach Hause kommen.
Ole (Gast) - 30. Apr, 11:58

Der erste Schritt zu spannenden neuen Reiseberichten. Nun ist selbst erleben und berichten ja weitaus intensiver als nur mitlesen, aber da ich keine Wahl habe, freue ich mich mit und folge neugierig den Erlebnissen in der Fremde aus der Ferne. :)

la lune qui brille (Gast) - 30. Apr, 22:37

Tja

ich hoffe, ich werde den Ansprüchen gerecht. bei dem ganzen Trubel ist das gar nicht so einfach.
neo-bazi - 30. Apr, 22:27

Ich fühle mich auch daheim. Komisch.

la lune qui brille (Gast) - 30. Apr, 22:36

Die Rätsel der Schöpfung,Opa

Nora reist

6 Monate Indien + 2 Monate Südafrika

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